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USA8990: 11. Monatsbericht (31.5. bis 1.7.1990)Home | Monatsberichte: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7 · 8 · 9 · 10 · 11 · 12 · 13 · 14 | Route |
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"Ja wänn chunnt dänn jetzt dä Grizzlibär ?", dies war wohl die meist gestellte Frage, während wir im "Yellowstone National Park" unterwegs waren. Um es gleich vorwegzunehmen, er kam nicht ! Nicht einmal einen Schwarzbären bekamen wir zu Gesicht. Wir müssen uns wohl bis "Alaska" gedulden ...
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Dafür gab es eine ganze Menge anderer Dinge zu sehen. Als erstes fiel uns der verkohlte Wald auf, eine noch immer deutlich sichtbare Narbe der verheerenden Feuersbrunst vor knapp zwei Jahren. Riesige Flächen des Waldes wurden in Mitleidenschaft gezogen. In niederen Lagen ist der ehemalige Waldboden bereits wieder von einem dichten Rasenteppich überzogen, darin ragen die schwarzen Stämme traurig in den Himmel. Doch die Zerstörung ist nicht total, an vielen Stellen haben mindestens ein Teil der Bäume überlebt und die neuen Wiesen dienen den Tieren als willkommene zusätzliche Nahrungsquelle. Tiere gab es auch tatsächlich reichlich zu sehen. Bisons grasten neben der Strasse und verursachten immer wieder Verkehrsstaus, wenn sie gemächlich über die Fahrbahn trotteten. Einmal begegneten wir einer ganzen Herde Muttertiere mit ihren Jungen, die noch etwas unbeholfen durch den Wald stolperten. Daneben sahen wir die grossen Wapitihirsche mit ihren mächtigen Geweihen, sowie einige Elche. Wir staunten nicht schlecht, als wir an einem Abend auf den Campingplatz kamen und mehrere Bisons und Elche entdeckten, die mitten auf dem Platz ästen. Später trottete ein Elch kaum drei Meter an unserem Wagen vorbei, eine sensationelle Gelegenheit für einen Schnappschuss aus nächster Nähe. Gelegentlich sahen wir auch ein Pronghorn, Murmeltiere und die inzwischen bestens bekannten "Ohren". An einem Abend entdeckten wir am Strassenrand mehrere Wagen, stets ein deutlicher Hinweis darauf, dass es etwas zu sehen gab. Tatsächlich sass auf einem Busch, nur wenige Meter von der Strasse entfernt, die grösste Eule, die wir je gesehen haben. Die zahlreichen Leute und das Klicken der Photoapparate schienen sie überhaupt nicht zu stören, ein Phänomen, das wir auch bei anderen Tieren festgestellt hatten.
![]() Bison |
![]() Elch |
![]() Wapitihirsch im vom Feuer gezeichneten Wald |
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![]() Bison auf dem Campingplatz |
![]() Elch-Besuch |
![]() Bison-Herde mit Jungtieren im vom Feuer gezeichneten Wald |
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![]() Wapitihirsch |
![]() Eule |
![]() Maultierhirsch ("Öhrli") |
Aber es gab nicht nur Wildtiere zu sehen, die Natur hatte im ältesten Nationalpark der Welt noch andere Attraktionen auf Lager. Gemäss Parkbroschüre gibt es im "Yellowstone National Park" mehr geothermische Objekte zu bewundern, als im ganzen Rest der Welt. Im Norden des Parkes liegen die heissen Quellen, die phantastische Kalkablagerungen produziert haben. Die Farben- und Formenvielfalt der "Mammoth Hot Springs" ist in Worten kaum zu beschreiben.
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Daneben gibt es die zahlreichen Geysers, die in mehr oder weniger regelmässigen Abständen ihr heisses Wasser in die Luft speien. Im Besucherzentrum beim "Old Faithful", dem berühmtesten und zuverlässigsten der Geysers, gibt es täglich einen "Fahrplan", dem man entnehmen kann, wann welcher Geyser wohl ausbrechen wird. Dass dies nur Vorhersagen sind, sich die Natur aber nicht unbedingt an diesen "Fahrplan" hält, scheint gewissen Besuchern allerdings nicht bewusst zu sein. Wir hatten gerade eine 52-minütige Erruption des "Echinus Geyser" bewundert und waren auf dem Rückweg zum Parkplatz, als uns ein Mann ganz aufgeregt entgegen kam und fragte, ob der Geyser schon losgegangen sei. Als wir ihm erzählten, soeben sei ein äusserst langer Ausbruch zu Ende gegangen, meinte er ganz ausser sich: "Das ist doch nicht möglich, der Ranger hat gesagt, in zwei Minuten geht der Geyser erst los !"
Eine weitere Attraktion des "Yellowstone National Park" ist der "Grand Canyon of the Yellowstone". Dieser Teil des Parks gab ihm seinen Namen, zurecht, wie wir meinen. Hier leuchtet in einem dreissig Kilometer langen Tal vulkanisches Gestein in verschiedenen Gelbtönen. Tief unten windet sich das silberne Band des "Yellowstone River" durch den malerischen Canyon. Zu den meisten Attraktionen führen entweder asphaltierte Fusswege oder Holzstege. Auch in vielen anderen Nationalparks fanden wir zum Teil geteerte Wege vor. Anfangs wunderten wir uns darüber und fanden es recht seltsam, dass Wanderwege asphaltiert werden. Inzwischen haben wir aber gelernt, dass diese Wege für die Besucher in Rollstühlen derart ausgebaut worden sind. So gesehen, finden wir das sehr sinnvoll. Auch die meisten "Visitor Center", Toilettenhäuschen und viele andere öffentliche Einrichtungen sind vorbildlicherweise rollstuhlgängig gebaut.
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Neben den Naturschauspielen gab es aber noch eine ganz andere Ueberraschung im "Yellowstone National Park": Als wir an einem Nachmittag auf einem der zahlreichen Parkplätze standen und mit dem Feldstecher nach Bären Ausschau hielten, fuhr plötzlich ein grüner VW-Bus neben uns hin. Das Besondere an diesem VW war, dass er Zürcher Nummernschilder hatte ! Wir plauderten ein wenig mit Matthias und Susanne, zwei Lehrer aus Effretikon, die ebenfalls seit letztem Juli in den Staaten unterwegs sind. An jenem Abend gingen wir gemeinsam auf Bärenpirsch. So kam es, dass wir mitten im "Yellowstone National Park" hinter einem Wagen mit Zürcher Nummernschildern herfuhren. Doch wie gesagt, ohne einen Bären zu Gesicht zu bekommen ... Einen Tag später sahen wir übrigens den grünen VW-Bus auf einem anderen Parkplatz, daneben stand ein VW-Bus mit Nummernschildern aus dem Kanton Freiburg. Wir parkten unseren Joker neben den beiden anderen Schweizer Wagen und machten ein "Gruppenbild" mit Seltenheitswert ...
![]() Gruppenbild VW-Busse mit Schweizer Nummernschilder |
Ins Kapitel der Kuriositäten aus Amerika könnte man folgende Begebenheit aufnehmen, die wir irgendwo an einem Aussichtspunkt beobachtet hatten: Wir waren ausgestiegen, um einen Wapitihirsch zu photografieren, der nahe der Strasse im Wald nach Futter suchte. Da hielt ein grosser Wagen mit drei amerikanischen Ehepaaren. Die drei Männer stiegen aus, schulterten die Videokameras und filmten den Hirsch. Danach kehrten sie zum Wagen zurück und zeigten den drei Frauen den Wapiti auf dem Bildschirm. So konnten die "Ladies" das Tier beobachten, ohne dass sie sich aus dem Auto bemühen mussten ...
Nach fünf herrlichen Tagen im "Yellowstone National Park", wo es übrigens an einem Nachmittag sogar einmal heftig schneite, machten wir uns auf den Weg zum wenige Kilometer südlich gelegenen "Grand Teton National Park". Auch hier war der Winter noch nicht vorbei. In den höheren Regionen lag noch immer so viel Schnee, dass sämtliche Wanderwege gesperrt waren. Dennoch genossen wir einige längere Spaziergänge an den Seen am Fusse der gewaltigen Berge. An einem Tag mieteten wir ein Kanu und ruderten drei Stunden auf dem See umher. Höhepunkt in diesem Nationalpark war aber eine Beobachtung, die wir an einem Abend machen konnten, als wir mit dem Auto unterwegs waren. Einmal mehr deutete eine Anzahl Autos am Strassenrand darauf hin, dass es etwas zu sehen gab. In einem Teich stand eine Elchkuh mit ihrem Kleinen. Während die Mutter durch das Wasser watete und nach Futter suchte, hüpfte das Kleine übermütig durch das Schilf und machte lustige Luftsprünge. Erst als die beiden Tiere in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen waren, kehrten wir auf den Campingplatz zurück.
![]() Grand Teton NP |
![]() Jackson Lake |
![]() Auf dem Jackson Lake |
Am 9. Juni machten wir uns wieder auf den Rückweg zur Küste. Unterwegs besuchten wir den "Crater Lake National Park". Dieser schützt einen ehemaligen Vulkan, der vor etwas mehr 6300 Jahren explodiert war und anschliessend in sich zusammenstürzte. Der entstandene Krater füllte sich mit Wasser. Dieses ist aussergewöhnlich sauber und leuchtet deshalb in einem wunderschönen, tiefen Blau. Dass der See nicht die Farbe des Himmels widerspiegelt konnten wir mit Sicherheit feststellen, denn dieser war mit grauen Wolken verhangen. Ein Teil der Strasse rund um den Krater war noch immer wegen Schnees gesperrt. Wir übernachteten im Nationalpark und gerieten am nächsten Morgen in einen heftigen Schneesturm. Bäume und Wiesen waren bald tief verschneit, aber die Strasse blieb aper.
![]() Kratersee |
![]() Wintereinbruch |
Am 13. Juni erreichten wir wieder die Pazifikküste. Für etwa eine Stunde befanden wir uns nochmals auf kalifornischem Boden, wohl zum letzten Mal auf dieser Reise. Die nächsten drei Tage verbrachten wir im Staat "Oregon". Wir folgten der abwechslungsreichen Küste in nördlicher Richtung. Einmal erstreckten sich die blumenübersäten Wiesen bis zum Meer hinunter, dann war die Küste wieder felsig und schroff. Dazwischen gab es herrliche Sandstrände, die zum Baden eingeladen hätten, wäre das Wasser nicht so kalt gewesen. Eine besondere Attraktion waren die "Sea Lion Caves", eine Höhle mit Zugang vom Pazifik, in denen Seelöwen lebten. Ein Aufzug führte von der Strasse in die Höhle hinunter, wo wir die Seelöwen aus nächster Nähe betrachten konnten. Aber auch auf den Felsen unterhalb der steilen Küste tummelten sich diese lustigen Tiere zu Dutzenden. Besonders faszinierend war es, ihnen zuzuschauen, wie sie bei heftigem Wellengang versuchten, auf das Felsband hinaufzuklettern. Oft wurden die Seelöwen unsanft gegen die kantigen Steine geschlagen, oder wenn sich einer endlich an einen Felsvorsprung geklammert hatte, so spülte ihn die nächste Welle wieder ins Meer zurück.
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Am 16. Juli überquerten wir den "Columbia River" und erreichten damit den Staat "Washington". Wir verbrachten vier abwechslungsreiche Tage im "Olympic National Park". Dieser umfasst zum einen den Regenwald an der Pazifikküste, zum andern die Gebirgslandschaft rund um den "Mount Olympus". An der Küste war es anfangs sonnig, später zogen von Westen her Wolken auf und der Regenwald machte seinem Namen alle Ehre. Doch der Nebel und Nieselregen gehören zu dieser Landschaft. Der dichte Wald reichte bis zum breiten Sandstrand hin, der sich endlos der Küste entlang zog. Der Waldboden war mit Farnen und Moosen überwuchert, von den Bäumen hingen Farne wie Vorhänge. Es fehlten eigentlich nur noch die Affen auf den Bäumen, dann wäre der Dschungel perfekt gewesen. Am Strand lagen hunderte von ausgelaugten Baumstämmen, Treibholz, das die Flüsse aus dem Landesinnern zum Pazifik geschwemmt hatten. Das bleiche Holz sah aus wie riesige Knochen. Aber auch an den Westflanken der Berge im Landesinnern wuchs ein phantastischer Regenwald. Wir unternahmen mehrere Wanderungen durch den manchmal fast undurchdringlichen Dschungel. Neben den bekannten "Ohren" entdeckten wir einige Schlangen und eine lustige Maus, von der Susanne glaubte, sie sei eine Missgeburt. Ihr Körper war ungewöhnlich kurz, die grossen Füsse schienen ohne Beine am Körper angewachsen zu sein. Das winzig Tierlein rannte auf dem Wanderweg zwischen unseren Füssen umher und hatte überhaupt keine Angst. In einem Büchlein konnten wir die Maus als "Deer Mouse" identifizieren, eine Art, die hier im "Olympic National Park" heimisch ist und bei weitem keine Missgeburt darstellt ... Dieser Nationalpark wurde ursprünglich errichtet, um den Lebensraum der Roosevelt Hirsche zu schützen, die hier sehr zahlreich vorkommen. In der Parkbroschüre wurden wir darauf vorbereitet, dass wir wohl kaum einen dieser fast elchgrossen Hirsche zu Gesicht bekommen werden. Doch als wir durch den Wald streiften, hörten wir plötzlich lautes Knacken. Eine Roosevelt Hirschkuh überquerte den Wanderweg, verschwand aber bald im Dickicht des Regenwaldes. Als wir an unserem letzten Tag in diesem Nationalpark zum "Hurrican Ridge" fuhren, von wo aus wir einen herrlichen Ausblick auf den gletscherbedeckten "Mount Olympus" hatten, entdeckten wir Murmeltiere und "Ohren", die trotz der zahlreichen Besucher ungestört auf den blumenübersäten Alpwiesen die Sonne genossen.
![]() Pazifikküste |
![]() Regenwald |
![]() Ammenbaum |
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![]() Schlange |
![]() Eichhörnchen |
![]() Murmeltier |
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![]() Pilze |
![]() Tierbeobachtung |
![]() Hurrican Ridge mit Mount Olympus |
Am 21. Juni, am Tag des offiziellen Sommeranfangs, machten wir uns auf den Weg nach "Seattle". Nach einer zweiwöchigen Regenperiode hielt der Sommer mit strahlendem Wetter und Temperaturen über dreissig Grad Einzug in "Washington". Wir erreichten "Seattle" per Autofähre und hatten eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und den im Süden in den Himmel ragenden "Mount Rainier". Wir nutzten das herrliche Wetter für ein Mittagessen im Drehrestaurant des 150 Meter hohen "Space Needle", einem Aussichtsturm im Norden der Stadt. Die Sicht auf die Hochhäuser mit dem verschneiten "Mount Rainier" im Hintergrund war absolute Spitze !
![]() Seattle mit Space Needle |
![]() Downtown Seatlle |
![]() Seattle mit Mount Rainier |
Die Tage vom 22. bis 27. Juni standen ganz im Zeichen des Vulkanismus. Um zu verstehen, was wir sahen, mussten wir unser erdkundliches Wissen etwas auffrischen. Wir lernten, dass die Erdkruste im wesentlichen aus zwölf sogenannten Kontinentalplatten besteht. An der Westküste Amerikas treffen die Pazifikplatte und die nordamerikanische Platte aufeinander. Erstere gleitet unter die letztere, wird deshalb unter die Erdoberfläche gedrückt und beginnt von einer gewissen Tiefe an abzuschmelzen. Die flüssige Lava tritt durch Spalten in der nordamerikanischen Platte an die Oberfläche und bildet dort eine Reihe von Vulkanen. In den USA gehört diese Vulkankette zum "Kaskadengebirge". Sie setzt sich in Zentralamerika, in den Anden, in Indonesien, Neu Seeland, auf den Philippinen, in Japan und Russland fort, zieht sich also rund um den Pazifik herum und wird "Ring of Fire" ("Ring des Feuers") genannt. Im Nordwesten der USA gibt es eine ganze Reihe von aktiven Vulkanen, darunter "Mount Rainier", "Mount Adams", "Mount Hood", "Mount Baker" und "Mount St. Helens". Wir verbrachten einige herrliche Tage im "Mount Rainier National Park". Bis vor etwa 20 Jahren galt dieser als aktivster aller Vulkane im Kaskadengebirge. Doch der 4400 Meter hohe Vulkan zeigt zur Zeit überhaupt keine Anzeichen von Aktivität. Sein Gipfel ist von zahlreichen Gletschern bedeckt und der weisse Schnee leuchtet hell und rein. Wir stiegen an einem Tag bis zum 3100 Meter über Meer liegenden "Camp Muir" hinauf. Dabei überwanden wir auf nur zehn Kilometern über 1400 Meter Höhenunterschied. Der Weg führte fast ausnahmslos über Schnee, war aber gut markiert und von hunderten von Leuten festgestampft. Unsere Anstrengungen wurden mit einer phantastischen Aussicht belohnt. War der Vulkan am Tag zuvor noch von Wolken umhüllt, so zeigte er sich uns an diesem Tag in seiner ganzen Schönheit. Im Süden konnten wir "Mount Adams" und "Mount St. Helens" erkennen und sogar der über 200 Kilometer entfernte, im Staat "Oregon" liegende "Mount Hood" war von blossem Auge gut zu sehen. Es war ein unvergesslicher Tag, nur zu schade, dass wir unsere Skis nicht dabei hatten ...
![]() Mount Rainier |
![]() Gletscher |
![]() Blick auf drei Nachbar-Vulkane |
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![]() Mount Adams |
![]() Mount Hood |
![]() Mount Saint Helens |
Am 25. Juni besuchten wir das "Mount St. Helens National Volcanic Monument". Dieser Vulkan geriet 1980 in die Schlagzeilen, als er in einer heftigen Explosion ausbrach und dabei die obersten 400 Meter seines Gipfels als riesige Schlammlawine in den darunterliegenden "Spirit Lake" stürzten. Zwei Monate lang erschütterten tausende von Erdbeben die Region um den "Mount St. Helens", bevor er am 18. Mai ausbrach, Millionen von Bäumen knickte, Autos und Häuser wie Spielzeug unter einer riesigen Schlamm- und Schuttmasse begrub und 57 Menschenleben forderte. Eine Strasse führt heute bis etwa vier Kilometer zum eingestürzten Nordrand des Kraters. Uns bot sich ein Bild der totalen Zerstörung ! Die geknickten Bäume lagen noch so da, wie sie die Druckwelle vor 10 Jahren hingeworfen hatte. Doch wenn man etwas genauer hinschaute, konnte man sehen, dass die Vegetation bereits wieder Fuss gefasst hatte. Einige bunte Blumen waren die ersten, die in der nährstoffreichen Asche eine neue Lebensgrundlage fanden. Aber auch schon kleine Bäumchen sprossen vereinzelt aus dem Boden. Doch für Leute, die diese Gegend vor 1980 gekannt hatten, musste dieser Anblick trostlos sein ...
![]() Mount St. Helens |
![]() Zerstörte Wälder |
![]() Geknickte Bäume |
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![]() Baumstämme im See |
![]() Geknickte Bäume |
![]() Neues Leben |
Die letzten Tage des Monates Juni und unseren ersten Hochzeitstag verbrachten wir im "North Cascades National Park", nahe der kanadischen Grenze. Auf der Fahrt zum Park stand ein Schild neben der Strasse mit der Aufschrift "Welcome to the Alps of America" ("willkommen in den Alpen von Amerika"). Tatsächlich sah es auch ein wenig aus, wie daheim in den Alpen: Einige Schneefelder bedeckten die Berggipfel, die Wälder hätten genaus so gut im Bündnerland stehen können und die Bergseen spiegelten die zahlreichen, schroffen Bergspitzen wider. Wir unternahmen mehrere ausgedehnte Wanderungen und genossen die frische Bergluft.
![]() Susanne und Reto |
Nun sind wir wieder auf dem Weg nach "Seattle", wo wir mit etwas Verspätung unseren Hochzeitstag feiern werden. Am 4. Juli soll im Rahmen des amerikanischen Nationalfeiertages ein grosses Feuerwerk stattfinden. Danach werden wir nach Kanada weiterreisen und am 12. Juli mit einer Fähre "Alaska" ein grosses Stück näherkommen. Wenn alles nach Plan läuft, so werden wir den 1. August am "Mount McKinley" verbringen. Vermutlich zusammen mit vielen anderen Schweizern, denn die meisten Landsleute, die wir in letzter Zeit getroffen haben, waren ebenfalls auf dem Weg in den hohen Norden.
Aus Briefen aus der Heimat hatten wir erfahren, dass anfangs Juni Pfingsten war. Hier in den USA hatten wir nichts davon bemerkt. Die Religion spielt zwar eine recht grosse Rolle, aber oft mehr in Bezug auf das Sozialleben, als im Zusammenhang mit dem Glauben. Wir haben manchmal etwas Mühe, die amerikanische Einstellung zur Kirche und zum Glauben zu verstehen. Es gibt zwar zahlreiche Kirchen, doch keine Landeskirchen wie in der Schweiz. Wir hatten den Eindruck, dass viele mehr oder weniger kommerziell geführt werden: Auf Reklameschildern werben verschiedenen Kirchen für ihren Glauben, so wie man Gebrauchs- oder Luxusgegenstände anpreist. Auch die Plastikblumen auf den Gräbern und die breiten Strassen in den Friedhöfen, die es den Angehörigen erlauben, mit dem Auto bis zur Totenstätte hinzufahren, hinterliessen in uns zwiespältige Eindrücke. Was wir aber besonders vermissen, sind die Kirchenglocken. Seit unserer Abreise haben wir nie mehr eine Kirche läuten hören, nicht einmal an Weihnachten ! Am Sylvester wurde das Geläute des "Big Ben" aus London per Radio übertragen ...
Zum Abschluss ein Hinweis in eigener Sache: Bestimmt habt Ihr Euch schon gefragt, ob wir eigentlich wiedereinmal nach Hause kommen ? Ja, wir werden ! Zur Zeit planen wir eine Rückkehr in die Schweiz gegen Ende September. Wir haben aber bis jetzt weder Flugtickets noch eine Fähre für unseren Joker gebucht, so dass Änderungen noch immer möglich sind. Wie es weiterging erfahrt Ihr wie immer im nächsten Bericht ...
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usa9006.html (überarbeitete Version) / 24-Apr-2009 (ra) / reto ambühler